Tattoodesigns wie in einer Kunstausstellung
Goldenes Licht erstrahlt die Kunst an den teils weiß, teils schwarz gestrichenen Wänden. Die Ästhetik der Tusche-Malereien und der Einrichtung erinnert ein wenig an die 1920er Jahre. Von außen betrachtet wirkt der Raum geheimnisvoll.
Er könnte Teil einer Galerie sein – doch dient er vor allem dem Entstehen einer anderen Form von Kunst – der Kunst auf Haut.
Künstlerpaar am Werk
Katrin Kuhnhenne und Chris Weber haben beide Kunst studiert. Chris tätowiert seit neun Jahren, Katrin seit einem Jahr: Chris bildet sie derzeit aus. Privat sind sie seit sechs Jahren ein Paar.
Das Tattoostudio Venus in Furs auf der Lange Rötterstraße in der Neckarstadt-Ost haben sie im Dezember 2019 eröffnet.
Inspiriert zum Namen hat sie nicht direkt die Novelle „Venus im Pelz“ von Leopold von Sacher-Masoch, sondern der Song „Venus in Furs“ von Velvet Underground aus dem Jahr 1967, in dem die experimentelle Rockband eine SM-Szene aus dem Buch beschreibt. „Für uns zeichnet das Lied ein Bild, das sehr gut zu unserem Shop und unseren Arbeiten passt“, sagt Chris.
Transparentes Arbeiten
Auf der Seite, die zur Straße gewandt ist, hat Venus in Furs ein großes Schaufenster. „Selten kann man einem Tattoostudio so beim Arbeiten zusehen.
Chris und mich stört das nicht, aber wir waren uns nicht sicher, ob sich die Kunden damit wohlfühlen“, meint Katrin, „wir haben uns im Vorfeld viele Gedanken um Privatsphäre hier im Laden gemacht.“
Chris erzählt: „Eine der ersten Kundinnen war eher schüchtern. Ich habe sie gefragt, ob sie es stört, dass sie die Leute beim Vorbeigehen durch das Fenster anschauen, und ob ich die Jalousie herunter lassen soll. Darauf meinte sie aber: Warum denn? Ich schau mir die doch an.“
Wenn sie das Licht anmachen müssen, können die Passanten ihnen zuschauen – wenn es draußen hell ist, können die Kunden einen Blick auf die Straße werfen. Die offene Optik des Studios ist auch ein Signal an die Außenwelt: Katrin und Chris zeigen transparent, wie sie arbeiten, wie ihre Kunst auf Haut entsteht.
Künstlerische Tiefe
Auf den künstlerischen Aspekt legen sie dabei viel Wert. „Wir sind sehr idealistisch“, erzählt Chris. „Oft gestalten wir unsere Designs mehr als einmal, bis eins dabei ist, dass uns gefällt und das wir dem Kunden zeigen.“
Chris setzt in seiner Vorbereitung oft noch einen drauf: So erstellt er 3D-Skulpturen, um den Kunden zeigen zu können, wie ein Tattooentwurf an verschiedenen Körperstellen, aus verschiedenen Perspektiven oder in verschiedenen Größen gut aussehen kann.
Auch die Details sind den Tätowierern wichtig. „Zeitgeist und Geld erfordern, dass heute viele Tätowierer schnell arbeiten. Wir versuchen, das zu entschleunigen, qualitative Arbeit zu leisten“, sagt Chris.
Beide tätowieren nur Motive, die sie gut finden: Deswegen sind auch die Wartezeiten bei Venus and Furs nicht extrem lang. Die meisten Termine machen sie über ihre Instagram-Profile aus –auf denen sie auch regelmäßig Wannados, also Tattoos, die sie stechen wollen, als Entwürfe zeigen.
Welchen Stil sie stechen „steht und fällt mit dem Motiv“, so Chris. Katrin erzählt: „Wir arbeiten hauptsächlich mit Schwarz. Wir entscheiden uns oft, mit Single Needlen zu schattieren, denn wir mögen die feine Körnung, die dabei entsteht. Wie auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto.“
So ist Venus in Furs ein Raum für hochwertige, zeitintensive Tätowierungen, die künstlerische Tiefe zeigen.
Das spiegelt sich auch im Vorgang des Stechens wider: „Beim Tätowieren entsteht ein Gespräch von teils bis zu acht Stunden“, so Chris. „Was erzählt wird, ist oft weit entfernt von Oberflächlichem.“
- Venus in Furs
- Lange Rötterstraße 58 | 68167 Mannheim
- Öffnungszeiten terminbasiert
- instagram.com/venus_in_furs_tattoo_gallery
- Katrin: instagram.com/l_o_v_e_k_a_t
- Chris: instagram.com/chris_weber_vs_tattooing