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Schweben für Anfänger

Schweben für Anfänger

Miray Caliskan
Was bei Trainerin Renate Bohny leicht aussieht, erfordert starke Oberarme und einen trainierten Rumpf.

Der erste Versuch, nach oben zu kommen, scheitert. Zu tief gegriffen. Noch einmal: Fuß durch die Schlaufe, Schwung holen, schön das Gleichgewicht halten – und hoch. Da schweben wir nun. Wie im Zirkus. Fühlen uns bei dem Anfängerkurs für Aerial Silk in den Räumen des Mannheimer CVJM wie eine Artistin.

Drei, meterlange Tücher, sogenannte „Silks“, hängen von der Decke herunter. Sie werden zum Wickeln, Einhängen, Schwingen, Drehen und Auffangen in und aus den verschiedenen Positionen in der Luft verwendet.

Eine Sportart, die in der Rhein-Neckar-Region immer beliebter zu werden scheint – und vor allem eine, „bei der man gar nicht merkt, dass man Sport treibt“, erklärt Inhaberin des Studios Renate Bohny.

In diese langen Tuchbahnen wickeln sich die Sportlerinnen. © Miray Caliskan

Mischung aus Fitness, Tanz und Akrobatik

Die Key Account Managerin bei der BASF hat die „Mischung aus Fitness, Tanz und Akrobatik“ in Mailand für sich entdeckt. An einem Urlaubswochenende besuchte sie dort eine Schule. Ein Trainer zeigte ihr, was Aerial Silk ist – Renate Bohny war begeistert. Gemeinsam mit ihm organisierte sie im Jahr 2017 zwei Workshops in Deutschland. „Das war für ihn aber natürlich sehr aufwendig.“

Anfang 2018 eröffnete die Freiburgerin deshalb, ganz eigenständig, das erste Aerial-Silk-Studio im Sportzentrum TSV; für sie der perfekte Nebenerwerb.

Renate Bohny, die einst als Ski- und Reitlehrerin arbeitete, ließ sich und drei andere zum „Vertikaltuchakrobaten“ ausbilden. „Zum CVJM wechselten wir wegen den hohen Decken“, erklärt sie.

Eine Mischung aus Turnen, Akrobatik und Artistik: Aerial hoop. © Aerial silk

Übungen nach Trainingslevel

Renate Bohny unterteilt die Kurse, indem sie individuell auf die Teilnehmer eingeht und bei Bedarf auch Hilfestellung leistet. Drei von uns sind zum ersten Mal dabei und führen dementsprechend sehr einfache Übungen durch.

Zwei, die schon länger an den Kursen teilnehmen, wickeln sich dagegen grazil in der Höhe ein und wandern von einer akrobatischen Pose zur anderen. Trotzdem ist es den Teilnehmern selbst überlassen, ob sie bei den „Beginner“ bleiben oder zum Mittwoch- und Freitagkurs „Intermediate“ wechseln.

Reporterin Miray bei ihrem ersten Versuch im Tuch. © Miray Caliskan

Jeder kann mitmachen

Der Anfängerkurs findet immer montags zwischen 19 und 20 Uhr statt. Eine Voraussetzung? Gibt es nicht. „Jeder kann mitmachen. Man muss weder besonders flexibel noch jung und sportlich sein.“

Und tatsächlich: Nach den Aufwärmübungen verknotet unsere Trainerin die Tücher, sodass eine Schlaufe für den Fuß entsteht. Und dann geht es schon los. Renate Bohny macht’s vor und wir machen’s ihr nach.

Wir ziehen uns hoch, schwingen, strecken unsere Beine aus, setzen uns hin, lernen, wie man sich mit den Füßen fixiert (wichtig fürs Klettern), sich auf den Boden gleiten lässt. Und kommen sogar so weit, dass wir uns an den Beinen baumeln lassen und einen Kopfstand machen. Oder uns mit dem Oberkörper in das Tuch fallen lassen, sodass wir in der Luft segeln.

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Schwierige Formen sind auch für Anfänger dank der unterstützenden Wirkung des Tuchs möglich. © Miray Caliskan

Alternative: Aerial hoop 

Die Probestunde kostet 15 und Einzelstunden 20 Euro. Bei Aerial Silk Mannheim  gibt es noch die Möglichkeit, eine 10er-Karte für 170 Euro zu erwerben oder einen sechs- beziehungsweise zwölf-Monatsvertrag für 50 oder 40 Euro im Monat abzuschließen. Ein All-In-Sechs-Monatsvertrag kostet 80 Euro monatlich und ermöglicht eine unbegrenzte Teilnahme an allen Kursen.

Neben der Akrobatik am Tuch bietet Renate Bohny mit ihren Trainern auch Aerial Hoop an – ebenfalls eine Form der Luftakrobatik, bei der in von der Decke herabhängenden Reifen verschiedene Figuren einstudiert werden.

Bei Aerial Fitness/Stretching können sie Teilnehmer eine extra Portion Muskeln und Flexibilität aufbauen. Die Tuchakrobatik wird sogar für Kinder ab fünf Jahren angeboten – und auch für Paare.

Beim Aerial hoop wird – statt an einem Tuch – in einem Reifen geturnt. © Aerial silk

Bei Aerial Silk, dem „Tanz in der Luft“, wird der ganze Körper trainiert. So ziemlich jeder Muskel wird beansprucht. „Je länger man dabei ist, desto mehr Kraft entwickelt man. Zum Beispiel beim Greifen. Später können aus Übungen ganze Choreographien entstehen.“

In Zukunft möchte Bohny ähnliche Kurse am Trapez anbieten und vielleicht sogar ein Studio in ihrer Heimatstadt Freiburg eröffnen. Was sie aber fürs Erste garantieren kann: Dass wir Muskelkater ohne Ende bekommen werden. Auch da behält sie recht…

  • Aerial silk

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