Stadtleben am großen Fluss auf dem Lindenhof
von Thomas Gross
Angesagte Stadtteile gibt es in Mannheim einige. Gefragte Viertel sind nicht zuletzt seit Jahren schon die Schwetzingerstadt und die Neckarstadt (Ost).
Auf der jeweiligen Haupteinkaufs- und Ausgehstraße gibt es im ersten Fall die mutmaßlich höchste Dichte an Eisdielen, an Cafés oder Bistros; auf der anderen Neckarseite sieht man sich in dieser Kategorie allenfalls leicht im Hintertreffen. Und auch der Stadtteil Lindenhof hat davon etwas zu bieten, aber zugegeben deutlich weniger.
Insgesamt ist hier die Situation des Einzelhandels ohnehin etwas dürftiger, was gerne mit der Zentrumsnähe erklärt wird: Der starken Konkurrenz durch die City sei eben nur schwer standzuhalten.
Unverwechselbar macht den Lindenhof Anderes – seine geografische Lage, genauer: die Nähe zum Rhein und, ihm vorgelagert, die Uferpromenade, der Waldpark und die an seinem Rand gelegene Reißinsel.
Etwas ruhigere Dynamik
Anderswo mag (noch) mehr Leben brodeln und pulsieren, in der Oststadt mag die Villenlage (noch) nobler sein. Hier auf dem Lindenhof ist die reine Natur zuhause – und sind es die Bewohner in ihr.
Der Rhein fließt nicht nur, er strömt; der viel kleinere Neckar, seien wir ehrlich, fließt allenfalls noch in Seckenheim, weiter nördlich kaum mehr. Und nirgendwo strömt er.
Im Rhein ist buchstäblich etwas los, wirbeln Strudel, wechseln immerzu in sich bewegte Stellen mit planen Flächen. Am Ufer rollen zuweilen echte Wellen an, sofern das vorbeifahrende Schiff von zureichender Größe oder Schnelligkeit war.
Der Blick vom Ufer aus geht ins Weite, Offene; nach Süden hin ruht er gerne auf den Wipfeln der Reißinsel aus. Gegenüber, auf der anderen Flussseite, lockt die Aussicht auf die Parkinsel, den wohl schönsten Flecken Ludwigshafens.
Promenade und Park laden zu ausgiebigen Spaziergängen ein, die sich nach Feierabend oder an Wochenenden nicht nur viele eigentliche Stadtteilbewohner gönnen und die vielfach bis zum freilich zu Neckarau zählenden Strandbad führen.
So geht Abschalten, Ruhigwerden, so lebt man wieder auf. Und daraus wird auch leicht verständlich, weshalb die Diskussion um notwendige oder doch überflüssige Pläne, zahlreiche Bäume am Rheindamm für dessen als dringlich erachtete Ertüchtigung zu fällen, so viele Anwohnerinnen bewegt.