Wahl-Mannheimerin Alex Mayr und ihr zweites Album „Park“
2020 hat die Corona-Krise fast alle Kulturschaffenden massiv ausgebremst. Da ist es Sängerin/Songschreiberin Alex Mayr fast ein wenig peinlich, wenn sie im Gespräch sagt: „Man traut es sich kaum zu sagen, aber ich kann nicht klagen. Ich habe Anfang 2020 endlich meine erste Platte veröffentlicht, konnte danach noch auf Tournee gehen und in der Corona-Phase relativ normal weiterarbeiten“, berichtet die 35-Jährige.
Und wie sie diese Zeit genutzt hat: Nachdem sie zuletzt mit Get-Well-Soon-Mastermind Konstantin Gropper Soundtracks für den Detlev-Buck-Film „Wir können nicht anders“ und die zweite Staffel der Netflix-Serie „How To Sell Drugs Online Fast“ geschrieben hat, bringt die Wahl-Mannheimerin im Jahr nach ihrem Plattendebüt jetzt schon den Nachfolger „Park“ heraus.
Reifeprozess im Turbo-Modus
Den elf Liedern hört man einen Reifeprozess im Turbo-Modus an. Wo Mayr lange Jahre Selbstzweifel hemmten – zwischen Popakademie-Abschluss und dem Debüt mit dem vielsagenden Titel „Wann fangen wir an?“ lagen gut zehn Jahre – hört man jetzt Souveränität.
Die beste Basis für ein originelles, facettenreiches Album, auf dem Mayr ihr Händchen für betörende Melodien als Produzentin (erneut im Team mit Gropper und Drummer Konrad Henkelüdeke) noch besser inszeniert – oft im Stil von Indie-Pop-Chansons, wie die eindrucksvoll lakonischen Anfangs- und Schlussnummern „Eingang“ und „Ausgang“ (mit einem Gastspiel des Orsons-Rappers Maeckes) zeigen.
Dann wird es aber auch mal filmmusikalisch hymnisch („Alle“) oder opulent im typischen Gropper-Wall-Of-Sound (großartig: das wie für einen Tarantino-Soundtrack geschriebene „Zeit“).
Mutig, verträumt, politisch
Teilweise hört man auch einen neuen Mut zur Einfachheit („Tauben“), manchmal klingt Mayr gar wie eine Hollywood-verträumte deutsche Version von Lana Del Rey oder wie eine moderne Hildegard Knef („Allein“) – aber eigenständig.
Das ist insgesamt noch etwas besser als das schon sehr gute Debüt. Und der leitmotivische Titel „Park“, der sich wie ein roter Faden durch die Inhalte der meisten Lieder zieht, ist gut gewählt: Corona-Krise und die Angst vor dem zweiten Album sind für Mayr spürbar nur „A Walk In The Park“ gewesen, was im Englischen Spaziergang bedeutet, auch im Sinne von „Es war ein Kinderspiel“.
Zu sagen hat die Texterin trotz kurzer Schreibphase in selbstverordneter Klausur auch wieder mehr als genug.
Mit dem Rock-Epos „Ohrfeige“ wird sie politisch deutlich: „AfD im Bundestag, ist das wirklich echt? Ich glaub ich habe nur geträumt, warte, mir wird schlecht. Ich kotze all das Elend dieser Erde in den Dreck, aber davon geht es immer immer noch nicht weg.“
Aber es gibt auch brauchbare Alltagsphilosophie wie in „Zeit“: „Es kann uns niemand sagen, was da kommt, was noch kommt – oder nicht. Bitte hör‘ auf, Dich zu fragen: Wär‘ alles besser, wär‘ es anders, als es ist.“
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- Alex Mayr
- Am 9. Juli ist das zweite Album „Park“ erschienen.
- In den kommenden Wochen gibt sie in Mannheim mehrere Live-Konzerte als Solo-Artist oder Support-Act.
- alex-mayr.com
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