Fotografie im Hinterhaus Atelier im Jungbusch
Ein hohes schweres Tor markiert den Eingang zur Beilstraße 14 im Jungbusch. Treten Besucher hindurch, finden sie sich in einem Hinterhof wieder. Ein paar Topfpflanzen stehen auf dem Betonboden. Dahinter ein Gartentisch mit einer Bank und drei Stühlen. An einer Metallstange hängen Haken – genau genommen alte Fleischerhaken einer Schlachterei, in der vor Jahren Metzger arbeiteten.
Nun hat dort die Fotografin Sarah Hähnle ihr „Atelier Hinterhaus“.
Den Platz teilt sie sich mit einem anderen Fotografen und zwei Studentinnen, die an ihrer Masterarbeit schreiben. Nebenan verkaufen „Hinterhof Records“ Schallplatten und Kassetten.
Abgesehen von den Haken erinnert wenig an die Vergangenheit des Hofes. Nicht einmal Fleisch wird mehr dort gegessen – Sarah und ihre Mitmieter ernähren sich vegetarisch oder vegan.
„Ich habe keine Lust, ein Fotoautomat zu sein.“
Die 36-jährige hat bewusst einen Hinterhof als Atelier ausgewählt, erzählt sie. Laufkundschaft wolle sie nicht unbedingt, weil sie sich für ihre Fotografien Zeit nehmen möchte. „Ich habe keine Lust, ein Fotoautomat zu sein.“
So braucht die seit sieben Jahren selbstständig Arbeitende etwa für ein Bewerbungsbild eine Stunde. Am liebsten fotografiert die 36-Jährige Innenarchitektur und Veranstaltungen wie Hochzeiten. Auch Aufnahmen von Produkten für Geschäftskunden macht sie.
Handwerk oder Kunst
In einem garagenartigen Raum stehen Leuchten. Daneben liegen Kameras auf einem Wägelchen. Stative hängen aufgereiht an einer Wand. Links davon führt eine Treppe zu einem großen Schreibtisch, den sich die vier Coworker teilen. PCs lugen zwischen chaotisch wirkenden Papierstapeln hervor.
„Ich verbringe ungefähr fünfzig Prozent meiner Zeit hinter der Kamera und fünfzig Prozent mit dem Bearbeiten am Computer“, sagt die gelernte Fotografin. Ihre Arbeit versteht sie als Handwerk, nicht als Kunst. „Ich habe das Handwerk ja gelernt. Da bin ich stolz drauf.“
Digital oder anlaog
Die Fotos, die sie für sich selbst macht, sieht sie eher als künstlerische Werke. „Privat fotografiere ich rein analog.“ Geschäftliche traue sie sich das noch nicht. „Bei der digitalen Fotografie kann man immer nochmal beispielsweise auf die Belichtung draufgucken.“
Außerdem dauere es auch länger, bis die analogen Bilder entwickelt sind – mindestens eine Woche, erklärt die Fotografin. Kunden seien deshalb kritisch. „Die Leute brauchen mehr Vertrauen in die Fotografen.“ In Zukunft will die 36-Jährige versuchen, auch geschäftlich analog zu fotografieren.
Samstagnachmittags steht das Tor in der Beilstraße offen. Hinterhof Records verkaufen dann ihre Platten und Neugierige können einen Blick in den Hof werfen.