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Was wäre, wenn alles anders wäre

Was wäre, wenn alles anders wäre

Miray Caliskan
Modern, zusammengewürfelt und doch stimmig: die Einrichtung im Luni.

Dutzende Glühbirnen ziehen sich in der hinteren Ecke des Raumes über die Decke. Eine Fotografie nach der anderen schmückt die weißen Wände. Jeder Tisch und jeder Stuhl ist anders, alles ist bunt, schlicht, in sich stimmig und zugleich chaotisch.

Und der Schriftzug, in großen weißen Buchstaben auf einer meterlangen Tafel, regt gar zum Nachdenken an: Was wäre, wenn alles anders wäre?

Die kleinen Kakteen auf den Tischen sind gehäkelt. © Miray Caliskan

Luni, in der diese Tafel steht, ist es – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Café und Restaurant in der Schwetzingervorstadt wurde im November vergangenen Jahres eröffnet. „Ich hatte eine gute Idee und wollte mich selbstständig machen“, erzählt Uli Nievelstein – und verwirklichte mit Luni seinen Traum.

Der 34-jährige kommt selbst aus der Gastronomie, die Seckenheimer Straße suchte er als Standort aus, „weil wir so weit genug von der Stadt und Wochenend-Touristen sind, aber nah genug, dass man uns problemlos erreichen kann.“

Die Installation aus Glühbirnen über der Sitzecke im hinteren Teil des Cafés ist ein absoluter Hingucker. © Miray Caliskan

Überschaubares Angebot

Von morgens bis abends kann man hier was essen und trinken. Von 9 bis 12 Uhr gibt es Frühstück (am Wochenende bis 14 Uhr). Danach kann man sich aus der Tageskarte bedienen oder von 18 bis 22 Uhr zu Abend essen.

Luni ist insoweit anders, weil nicht die „typische Gastro-Schiene“ gefahren wird, so Uli Nievelstein. „Wir haben ein relativ überschaubares Angebot, aber das macht uns aus. Erst kaufen wir ein, dann wird die Karte wöchentlich erneuert.“

Ab und zu gibt es hier auch Live-Musik zu hören, „Spontankonzerte“, wie es der gebürtige Aachener beschreibt.

Mit Blick auf die Seckenheimer Straße kann man es sich in den Sesseln gemütlich machen. © Miray Caliskan

In der Küche werden regionale und vor allem saisonale Produkte verwendet, „so gut es geht mit Bio-Qualität“. Die Nachhaltigkeit wird aber auch in anderen Bereichen ausgelebt: Aus angebranntem Kerzenwachs werden neue Kerzen gegossen, aus Aluminiumschalen neue gemacht.

Es werden kaum Wegwerfartikel verwendet, keine Strohhalme, keine Plastik-Servietten. „Alles was geht, wird wiederverwertet.“ Eine große Tonne neben dem Eingangsbereich dient zum Sammeln von Plastikmüll.

Gelebte Nachhaltigkeit. © Miray Caliskan

Bewusster Verzicht auf soziale Medien

Luni ist anders, weil die Bartheke auf Rollen steht und im Sommer in den hinteren Teil des Raumes verschoben werden soll, „damit wir vorne mehr Platz haben“, so der 34-Jährige.

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Das 19th Street Burger Logo erstrahlt im Eingangsbereich des Restaurants. © Lea Blaschko

Luni ist anders, weil das Restaurant kein Profil in den sozialen Medien hat. „Wenn man uns kennenlernen will, soll man einfach vorbeikommen.“ Luni ist anders, weil es hier auch wandernde Ausstellungen von Künstlern aus der Region gibt.

„Wir versuchen ihre Projekte zu unterstützen“, sagt Uli Nievelstein. „Mit einem Fotografen haben wir eine Postkarten-Serie mit sechs Motiven entwickelt. Von jeder Serie gibt es 250 Postkarten. Die sind frankiert und unsere Gäste können sie ausfüllen und direkt versenden.“

In der offenen Werkstatt im vorderen Teil des Cafés kann man zum Beispiel sein Fahrrad reparieren. © Miray Caliskan

Je länger man sich umsieht, desto mehr Möbelstücke erkennt man an diesem außergewöhnlichen Ort. Das Besondere: „Bei uns kann man kaufen, was man sieht“, sagt Uli Nievelstein.

Neben dem klassischen Restaurantbetrieb ist Luni also auch ein Geschäft und Showroom für Möbel – und ein Ort für Kreativschmiede.

Hinter einem mit Glasscheiben abgetrenntem Bereich, gibt es einen kleinen Werkraum, der öffentlich zugänglich ist. „Wer eine Bohrmaschine ausleihen oder sein Fahrrad  reparieren möchte, kann das hier gerne tun“, sagt der 34-Jährige und öffnet damit seine Türen für die gesamte Nachbarschaft.

An den Wänden hängen Werke von Künstlern aus der Region. © Miray Caliskan

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