„Ein Ort, der uns fehlte“
Die Neckarstadt-West wird im Vergleich zu anderen Mannheimer Stadtteilen oftmals etwas stiefmütterlich behandelt. Dabei wird aber außer Acht gelassen, dass das urban geprägte Viertel mit seiner Innenstadtnähe und Vielfältigkeit besonders Studenten und Künstler anlockt und so auch kulturell einiges zu bieten hat.
Auch Julian Bender und Ricarda Rausch hat es während des Studiums in die Neckarstadt-West verschlagen. Heute tragen sie mit ihrem KIOSK am Neumarkt selbst zur Attraktivität des Viertels bei.
Positive Resonanz auf Pop-Up in der Neckarstadt-West
Julian und Ricarda, die beide in Mannheim Kommunikationsdesign studiert haben, teilen nicht nur die Leidenschaft zum Design, sondern auch zur Gastronomie und Kulturevents.
2013 haben sie das Projekt „Zwischenraum“ ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Pop-Up Projekts werden gewerbliche Leerstände in Mannheim neu interpretiert und mit Kultur gefüllt. „Ziel ist es Begegnungsräume zu schaffen, die soziale Interaktion ermöglichen und Künstlern aller Art eine Bühne bieten“, erklärt Julian.
2015 sind die beiden mit ihrem Projekt dann in dem kleinen Häuschen am Neumarkt gelandet, das davor bereits mehrere Jahre leer stand. „Als wir hier reinkamen, sah es ganz schlimm aus: nikotingelbe Wände, dreckig, verbaut“, erinnert er sich.
Während der Sommermonate wurden dort Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und Talks veranstaltet. Weil das Konzept auch im darauffolgenden Jahr wieder besonders gut angenommen wurde, haben Julian und Ricarda Potential für ein langfristiges Projekt gesehen, das es dann umzusetzen galt.
Eröffnung im Juni 2017
Die für das Event-Pop-Up vorgenommen „kosmetischen Eingriffe“, wie eine Holzeinkleidung der Theke und das Streichen der Wände, wurden 2017 von innen und außen neu und professionell aufgefahren, sodass im Juli Eröffnung gefeiert werden konnte.
Wenn man heute das kleine Häuschen betritt, blickt man auf eine mit weißen Fliesen verkleidete Bar, die von Neonröhren beleuchtet wird und auf Sitzgelegenheiten neben zwei dunklen Eisenträgern.
Und auch wenn der Stil industriell gehalten ist, wirkt es trotzdem nicht kühl und ungemütlich – das muss wohl an dem Auge fürs Detail liegen, das beide Inhaber haben.
Neben der Raum- und Farbgestaltung wurde auch viel Liebe in die soziale und kulturelle Gestaltung gesteckt. Einmal im Monat findet sonntags „Kiosk & Jazz“ bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen statt und im August und September gibt es jeden Mittwochabend ein Singer-Songwriter-Konzert im Kioskgarten.
„Wir wollten einen Ort schaffen, der uns fehlte. In der Neckarstadt-West gab es bis dato nichts Vergleichbares“, sagt Julian.
Und auch wenn das KIOSK ursprünglich aus dem veranstaltungsbasiertem Pop-Up entstanden ist, geht es heute um viel mehr. Zwar bietet man freischaffenden Künstlern und Künstlerinnen immer noch regelmäßig die Möglichkeit ihre Arbeit einem breitem Publikum zu präsentieren, aber das ursprünglich provisorische Gastronomiekonzept wurde neu ausgearbeitet und erweitert.
So kann heute wohl niemand mehr erahnen, dass das kleine Gebäude am Neumarkt vor knapp 100 Jahren noch ein „Bedürfnishäuschen“ war.