„Anziehen, loslassen und Spaß haben.“ Mit diesen fünf Worten beschreibt Thorsten den Sport, den er seit einigen Jahren mit Begeisterung betreibt. Was er mit dieser Aussage meint, zeigt er umgehend.
Mit seinem Bogen in der Hand, stellt sich Thorsten im 90-Grad-Winkel zum Ziel auf, spannt die Sehne bis hinters Ohr und feuert einen Pfeil ab. Anschließend dreht er sich grinsend um und zeigt mit dem Finger auf den Kunststofftiger, der in rund 15 Metern Entfernung auf dem Boden liegt und in dessen Kopf nun der Pfeil steckt. Volltreffer!
In Gruppen oder als Ausflug
Thorsten heißt mit Nachname Nagel, aber im Feldbogen- und Blasrohrschützenverein Mannheim duzt man sich. Auf dem Vereinsgelände in Wallstadt legen die Mitglieder viel Wert auf einen lockeren Umgang untereinander. Das gilt auch für Gäste. „Hier ist jeder willkommen, der Lust auf Bogen- oder Blasrohrsport hat“, erzählt Michael Valentin, 1. Vorsitzender der Vereins.
Auf einer Fläche von rund 9000 Quadratmetern können sich Schützen nach Herzenslust austoben. Der Trainingsparcours besteht aus 26 Stationen, an denen verschiedene 3D-Ziele als Herausforderung auf die Sportler warten. Mal muss ein Reh von einem mehrere Meter hohen Wall aus getroffen werden, dann eine winzig kleine Ratte im tiefen Gras.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bogen-Parcours zielen die Schützen in Wallstadt nicht auf flache Scheiben, sondern visieren dreidimensionale Ziele in Form von Kunststofftieren an. „Das macht die Sache etwas spannender“, erklärt Vorstand Michael Valentin und vergleicht das Gelände mit einer Minigolfanlage.
Gruppen in einer Größe von zwei bis fünf Personen können den Parcours nutzen. Firmenausflüge, Geburtstage sowie Junggesellenabschiede kommen regelmäßig, um Spiel und Spaß miteinander zu verbinden. An Wochenenden hat die Anlage auch für Privatpersonen geöffnet. Die Vereinsmitglieder verkaufen dann Getränke und Snacks, mehrere Tische und Stühle laden zum gemütlichen Verweilen ein.
Parcours in Handarbeit aufgebaut
Der Verein gehört zu den jüngsten in der Stadt. Vor fünf Jahren trafen sich zehn passionierte Bogenschützen und schlossen sich zum Feldbogenverein Mannheim zusammen, im November 2017 stellte ihnen die Stadtverwaltung ein geeignetes Gelände in Wallstadt zur Verfügung.
Mit viel Liebe zum Detail und in unzähligen Arbeitsstunden machten sich die Frauen und Männer anschließend ans Werk und verwandelten die grüne Wiese auf dem Ried in ein kurzweiliges Freizeitgelände. Von Anfang an stand fest: 3D muss es sein. Zum einen wollte man sich von anderen Bogenvereinen in der Umgebung abheben, zum anderen hatten immer mehr Mitglieder ihren Spaß am Blasrohrschießen entdeckt.
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„Das ist ein Sport, den einfach jeder machen kann“, erzählt Michael Valentin. Die dünnen Pfeile werden ins Rohr geschoben, das anschließend leicht an die Lippen gepresst wird. Einmal kräftig pusten und schon ist das Geschoss unterwegs. Anschließend darf man sich entweder über einen Treffer freuen oder den Pfeil im Gras suchen.
Schießen vom Pferd aus wie in einer Mittelalter-Saga
Etwas anstrengender geht es zu, falls die Entscheidung fürs Bogenschießen ausgefallen ist. Das Spielgerät ist deutlich schwerer, das Spannen der Sehne erfordert etwas Kraft. Welcher Bogen geeignet ist, das wird zusammen mit einem Vereinsmitglied auf einem Übungsfeld getestet. Erst dann darf man die 26 Stationen des Parcours‘ bespielen.
Thorsten Nagel und seine Frau Tanja kommen bei gutem Wetter regelmäßig auf die Anlage und genießen es, nach Feierabend oder am Wochenende ein paar Runden zu schießen. Ihre Begeisterung hat sich längst auf ihre beiden jüngsten Söhne übertragen. Die Zwillinge Mark und Robin sind inzwischen geübte Bogenschützen. Die Lieblingsstation der beiden Zwölfjährigen ist die Nummer 13.
Auf einem Holzpferd sitzend muss ein zehn Meter entferntes Ziel getroffen werden. Für Robin kein Problem: Er nimmt einen Pfeil, spannt seinen Bogen, visiert das Kunststofftier an und trifft souverän. „Anziehen, loslassen, Spaß haben“, wiederholt Vater Thorsten lächelnd das Motto des Feldbogen- und Blasrohrschützenvereins Mannheim.