Licht und Luft für alle in der Gartenstadt
von Susanne Wassmuth-Gumbel
Anfangs kannte ich die Gartenstadt nur vom Vorbeifahren. Oft musste ich auf meinem Weg von oder zur Arbeit in der Lampertheimer Redaktion des „Südhessen Morgen“ an der Ampelkreuzung auf der Waldstraße, Höhe Waldpforte, bei Rot halten und dann fiel mein Blick stets auf die markanten Gebäude an der Ecke.
Neugierig geworden bog ich irgendwann einmal ab in die Gartenstadt.
Besonderer Charme
Da wusste ich noch nichts von der gleichnamigen aus England stammenden Bewegung, kannte als aus der nordhessischen Provinz in die Kurpfalz „Neigeplackte“ weder den Karlstern noch die Freilichtbühne. Doch der besondere Charme der Gartenstadt erfasste mich schon beim ersten Hindurchfahren.
Vielleicht war es genau dieser erste Eindruck, der hängengeblieben ist, und dazu führte, dass wir Jahre später hier ein Haus kauften.
Bei einer Besichtigung an einem heißen Sommertag entdeckten wir so manche Vorzüge der Lage: Ein Spaziergang führte uns zum Karlstern und wir genossen die kühle Luft im Käfertaler Wald ebenso wie die leckere Pizza in der dortigen Gaststätte.
Eindeutig kein schlechter Ort zum Leben.
Grün und ruhig
Das gilt auch nach etlichen Jahren noch: Es ist schön hier. Schön grün und schön ruhig. Manchmal fast schon zu ruhig.
Oft sitzen wir im Garten und wundern uns über die Stille – oder besser über das, was alles zu hören ist: Leise der Verkehr auf der Waldstraße, je nach Wind das Rauschen der Autobahnen oder das Rattern der Züge auf der Riedbahnstrecke, die Flugzeuge aus Frankfurt ziehen leise über uns in die Ferne. Eine Geräuschkulisse, die von Großstadt und Metropolregion kündet.
Raus mit Rad oder Bahn
Ansonsten ist es eher beschaulich im Stadtteil. Das pulsierende Großstadtleben beginnt frühestens jenseits der Waldstraße.
Wer es erleben möchte, fährt hin – mit dem Rad, dem Auto, dem Bus oder seit einigen Jahren auch mit der Straßenbahnlinie 4/4A. Sie bringt die Gartenstädter dorthin, wo mehr Leben ist: an ihren Arbeitsplatz, in die Schulen und Hochschulen, in die Innenstadt oder zum Hauptbahnhof.
Im Viertel selbst gibt es aber auch allerhand: Kindergärten, Schulen, Kirchen, Ärzte, Banken, Bäcker mit Poststelle, Kioske, Lebensmittel- und Wochenmarkt, Restaurants, Eisdiele und Café, Friedhof, Freibad und gleich zwei Fußballvereine: den VfB Gartenstadt und den SV Waldhof.
Was fehlt sind über Jahrhunderte gewachsene Strukturen wie es sie in anderen Stadtteilen gibt, die ehemals eigenständige Ortschaften waren und eingemeindet wurden.
Es fehlt der lebendige Ortskern und der mit Traditionsveranstaltungen gefüllte Terminkalender. Immerhin bringt der Wochenmarkt immer freitags Leben auf den Freyaplatz.