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Gitarren, soweit das Auge reicht

Gitarren, soweit das Auge reicht

Michael Ströbel
In dem unscheinbaren Laden in der Neckarstadt erstreckt sich eine große Auswahl an Gitarren aller Art. © Michael Ströbel

Mannheim, Ecke Obere Clignetstraße/Kleiststraße. Unscheinbar liegt es da, das Musicant Gitarrenhaus, hier in der Neckarstadt Ost.

Von weitem sind durch das Schaufenster bunte Gitarrenkörper zu erkennen. Den Blick durch die gläserne Eingangstür dominieren Brauntöne in zahllosen Schattierungen.

Betritt man den etwa 50, vielleicht 60 Quadratmeter großen Verkaufsraum, bekommt man mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine der mehr als 200 Gitarren zu hören. So auch an diesem Abend.

Tilmann Rügner (links, Inhaber des Musicant) und Tobias Bradneck (rechts). © Michael Ströbel
Tilmann Rügner (links, Inhaber des Musicant) und Tobias Bradneck (rechts). © Michael Ströbel

Der einzige Gitarrenladen Mannheims

In der kleinen Kammer hinter der Verkaufstheke sitzt Tilmann Rügner, 60 Jahre alt und Inhaber wie Geschäftsführer des Musicant. Gerade stimmt Till – so wird er gern genannt – eine Gitarre, die neue Seiten aufgezogen bekommen hat.

Mit einem freundlichen Lächeln begrüßt mich sein Mitarbeiter und bittet mich in den Hinterraum. Dort erzählen sie mir von der Gitarrenmusik, ihrer Liebe zu den Instrumenten, aber vor allem: Von der Geschichte des Musicant, dem einzigen Gitarrenladen Mannheims.

Neben einer großen Auswahl an Akustik-Gitarren, gibt es im Musicant auch andere Modelle. © Michael Ströbel
Neben einer großen Auswahl an Akustik-Gitarren, gibt es im Musicant auch andere Modelle. © Michael Ströbel

Geprägt von den 70ern

Der erste Musicant-Laden öffnete 1978 in der Schwetzingerstadt, seit 1984 ist er jedoch an seinem heutigen Standort in der Neckarstadt Ost. Till selbst ist seit 1983 – also nunmehr 37 Jahren – dabei.

Seit rund 20 Jahren ist er nun gemeinsam mit seinem Partner Frank Sponagel Geschäftsführer. Der Grundgedanke hinter dem Laden sei, typisch für die 70er, von Kommunen und der Genossenschaftsidee geprägt, sagt Till.

„Die Hippies wollten autark leben und auch autark arbeiten“, erklärt er. „Da waren eine Menge Freaks dabei, anfangs lief es recht chaotisch.“

Für jeden etwas dabei. Im Musicant gibt es auch ausgefallene Gitarrenkörper. © Michael Ströbel
Für jeden etwas dabei. Im Musicant gibt es auch ausgefallene Gitarrenkörper. © Michael Ströbel

Das sei längst anders: „Die Leute denken, wir haben nix zu tun. Aber hier geht’s voll ab“, betont er, dass aus dem Musicant mittlerweile ein erfolgreiches Geschäft geworden sei, das auf vier soliden Füßen stehe und Arbeit für drei Leute böte.

Unterstützt wird der gelernte Gitarrenbauer von Mitarbeiter Tobias, dem Mann für alle Fälle – von Verkauf und Versand bis zum Fotografieren im eigenen Fotostudio – sowie André, der heute jedoch nicht da ist. Doch zurück zu den Standbeinen des Ladens.

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Die Vielfalt an Produkten im Laden ermöglicht sowohl einen Wocheneinkauf als auch Einzeleinkäufe. © Vanessa Müller

Es gibt immer was zu tun. Kein Wunder, als einziger Gitarrenladen Mannheims. © Michael Ströbel
Es gibt immer was zu tun. Kein Wunder, als einziger Gitarrenladen Mannheims. © Michael Ströbel

Die vier Standbeine des Musicant

Der erste Fuß sei das Offline-Geschäft. Laufkundschaft und Musiker aus der ganzen Stadt kommen vorbei, um Gitarren – meist von Liebhabermarken – zu kaufen. Da der Musicant mittlerweile Mannheims letzter Gitarrenladen ist, ist das Geschäft in den vergangenen Jahren wieder gewachsen.

Das zweite Standbein sei das Online-Geschäft über den eigenen Webshop auf der Webseite, über Ebay und diverse andere Onlineportale. „Wir haben Kunden aus ganz Europa“, sind Till und Tobias stolz. Erst letzte Woche habe man eine Gitarre nach Dänemark verkauft.

Der Laden hat vier Standbeine: Offline-Geschäft, Online-Geschäft, Gitarrenbau, Reparatur- und Wartungsservice.© Michael Ströbel
Der Laden hat vier Standbeine: Offline-Geschäft, Online-Geschäft, Gitarrenbau, Reparatur- und Wartungsservice.© Michael Ströbel

Und die sind zufrieden, ist Till sich sicher, was ihn zum dritten Fuß führt. Das sei er – „bei aller Bescheidenheit“ – selbst. „Als Gitarrenbauer mit 37 Jahren Erfahrung, weiß ich, worauf es ankommt. Wie eine Gitarre klingen muss und wie sie dafür eingestellt oder repariert werden kann.“ Und die Reparaturen gehen niemals aus.

Auch gebrauchte Gitarren richten die Profis her – im Auftrag, oder um sie selbst zu verkaufen.

Zu guter Letzt das vierte Standbein: Das sind Schulen und ähnliche Institutionen. „Wir beliefern ganze Klassen mit Instrumenten und übernehmen auch dort Reparaturen und Wartungen“, sagt Till. „Wir sitzen also nie nur rum, es gibt immer etwas zu tun“, betont Tobias.

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