Leere Räume voller Ideen
Aus leeren Räumlichkeiten wird mit ein paar Stühlen, Tischen und einer Kaffeemaschine eine Werkstatt inklusive Café und Workshopraum: „WERQ“.
Diese Idee bot in der Mannheimer Neckarstadt einen Treffpunkt für Papierliebhaber, Kaffeejunkies, Designer, Talente und Anfänger – allerdings nur zwei Sommerwochen lang. Nach der Eröffnung am 29. Juni ist das Café WERQ seit dem 13. Juli schon wieder geschlossen.
Denn: Der Raum am Neuen Messplatz war nur zwischenvermietet, besser gesagt vermittelt. Und zwar durch STARTRAUM Mannheim, einem Projekt der Stadt, umgesetzt von „Yalla Yalla! – studio for change“ im Auftrag der kulturellen Stadtentwicklung “NextMannheim“.
WERQ ist hier lediglich ein Paradebeispiel dafür, wie Zwischennutzung am besten funktionieren soll. „Ziel ist es, die unterschiedlichsten Orte in Mannheim zu beleben und zu aktivieren“, sagt Wulf Kramer, Gründer von „Yalla Yalla!“.
Leerstände nutzen
Das Konzept ist einfach: „Du hast die Idee, wir haben den Raum“, heißt es auf der Webseite von Startraum. Leerstände sollen für eine maximale Dauer von zwei Jahren an Gründer, Kreative und Künstler vermietet werden.
„Wir fragen in erster Linie, wer Bedarf an Räumen auf Zeit hat, reden dann mit den Besitzern und überzeugen sie, ihren Leerstand für Zwischenmieter anzubieten“, so Wulf. Finanziert wird das Projekt von der Stadt Mannheim. Nach einer einjährigen Pilotphase ist Startraum im Sommer offiziell an den Start gegangen.
Die Idee dafür liege der Stadt allerdings schon länger vor, erzählt Matthias Rauch, Leiter der Kulturellen Stadtentwicklung und ein weiteres Gesicht von Startraum.
„Wulf kam schon vor einigen Jahren mit der Idee, Zwischennutzungen zu fördern, auf die Stadt zu“, sagt Matthias Rauch. Diese hat das Projekt nun für zwei Jahre genehmigt.
„Wir hoffen natürlich, dass der Gemeinderat beschließt, uns danach weiter nachhaltig finanziell zu unterstützen“, ergänzt er. Mit der Pilotphase sind beide zufrieden: Es habe spannende Vermittlungen gegeben, berichten sie.
Testsalon für Neugründungen
Doch warum braucht es diese Vermittlungen, wenn das, was in einem Leerstand entsteht, nur für kurze Zeit einen Mehrwert für die Quadratestadt hat – teilweise nur für zwei Wochen? „Weil es Vorteile für beide Seiten mit sich bringt“, erklärt Wulf.
Die Vermieter erhalten Mieteinnahmen, ohne sich zu langfristig zu binden, Künstler und Kreative einen Raum, in dem sie sich und ihre Ideen ausprobieren können – meist mit einfachen Mitteln und geringen Investitionen.
„Für die Zwischenmieter sind die Räume auf Zeit sozusagen ein Testsalon für Neugründungen“, erklärt Wulf. Außerdem sollen die Ideen der Gründer und Kreativen in die Stadtteile ausstrahlen, „kleine Impulse für die jeweiligen Viertel setzen“, wie Matthias sagt.
Dabei konzentriert sich Startraum aber nicht nur auf die sowieso schon typischen Künstler-Stadtteile wie den Jungbusch oder die Neckarstadt-West.
Nachfrage größer als Angebot
Wer auf der Webseite von Startraum-Mannheim nach Leerständen sucht, findet unter anderem auch Büros auf der Mallau. Dort haben sich seit eineinhalb Jahren bereits Musiker eingerichtet, die lange zuvor einen Proberaum gesucht hatten.
„Mannheim hat an sich keine Leerstandsproblematik“, sagt Wulf. Denn: Meistens seien es private Immobilienbesitzer, die ihre Räume anbieten würden. „Aber es gibt sehr viele Künstler, die ein Atelier suchen, Bands, die keinen Platz zum Proben finden oder Köche, die eine Pop-up-Gastronomie eröffnen wollen.“
Die Nachfrage scheint also größer zu sein als das Angebot. Wer letztlich den Leerstand für eine begrenzte Zeit beziehen darf, entscheidet eine Jury aus den unterstützenden Partnern von Startraum Mannheim. „Prinzipiell geht die Vergabe der Räume der Reihe nach“, so Wulf.
„Anschließend bewertet unser Auswahlgremium, ob die Mieter mit ihrer Idee zur jeweiligen Location und zum jeweiligen Stadtviertel passen.“ In die Preise für die leerstehenden Räume mischen sich Matthias und Wulf aber nicht ein.
„Beide Seiten sollen in der Zwischennutzung einen Mehrwert sehen und sich dann auf einen Preis einigen können“, sagt Matthias.
- STARTRAUM Mannheim