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Zwei Bordsteinkanten reichen

Zwei Bordsteinkanten reichen

Anika Pfisterer
Tim gibt als Betreiber des Mannheimer Standorts der Parkour-Akademie anderen seine Leidenschaft weiter.

Saltos ohne Matten, Abgründe ohne Seil. Zu Angst sollte man beim Parkour nicht neigen – einer Fortbewegungsart im urbanen Raum, bei der Läufer so schnell wie möglich und nur mit dem eigenen Körper von A nach B kommen wollen.

Tim (27) sieht nicht aus, als hätte er Angst. Zusammen mit seinem ebenfalls furchtlosen Hundewelpen Kiba treffe ich ihn vor der Mensa der Mannheimer Uni, wo Tim sonst seine Kurse gibt.

Dass er Parkour macht, war ursprünglich eine Idee seiner Mutter. „Probiers doch mal“, sagte sie. Tim probierte – und kam nicht mehr los.

Heute, 14 Jahre später, betreibt er den Mannheimer Standort der Parkour-Akademie und gibt seine Leidenschaft an andere weiter.

Gemeinschaft und Teamgeist

Wenn Tim über Parkour spricht, spricht er in erster Linie von Gemeinschaft: „Von Anfang an hat mich die Parkour-Community gepackt. Ich bin in andere Städte gereist, habe neue Leute kennengelernt, alle mit dem gleichen Hintergrund“, erzählt er.

Während Fußballer und Co. in Wettkämpfen gegeneinander antreten, kommen Parkour-Läufer im In- und Ausland zu gediegenen Jams zusammen, unterstützen sich gegenseitig bei neuen Sprüngen.

Bis heute ist der Teamgeist Tims Motivation: „Ich möchte mit meinem Training Leute zusammenbringen, um gemeinsam eine gute Zeit zu haben, darum geht’s eigentlich.“

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Die richtigen Schuhe und eine gute Selbsteinschätzung

Was war sein größtes Erfolgserlebnis in dem Sport? „Als ich meinen ersten Rückwärtssalto gemacht habe, hat das auf Anhieb geklappt“, erinnert sich Tim.

Der Grund? Er hatte in den drei Jahren Training zuvor gelernt, wie sein Körper funktioniert, wie er ihn bewegen muss. Doch vor den spektakulären Sprüngen stehen viele kleine.

„Zwei Bordsteinkanten reichen aus, um stundenlang zu trainieren“, meint Tim. In Mannheim gebe es viele geeignete Parkour-Orte, zum Beispiel am Collini Center.

„Das Wichtigste, was wir brauchen, sind die richtigen Schuhe und eine gute Selbsteinschätzung.“ Sportschuhe mit dünnen Sohlen, um beim Parkour die Bordsteinkanten zu spüren und solche mit dicken Sohlen, um Saltos abzufedern.

Zwei Bordsteinkanten, die richtigen Schuhe und eine gute Selbsteinschätzung – damit kann das Training losgehen. © Dennis Schlindwein

Übung ist wichtig

Auch wenn am Anfang mal etwas nicht klappt – je öfter man die Bewegungen übt, desto kontrollierter und sicherer wird man.

Eine wichtige Lektion für neue Parkour-Läufer ist, nach Sprüngen richtig zu landen und sicher auf den Ballen stehen zu bleiben, meint Tim. Die Weite und Höhe könne man langsam steigern.

Beim Parkour geht es darum, kreativ zu denken und alles neu auszuprobieren. Regeln gibt es nicht wirklich. Auch andere Sportarten wie Slackline lassen sich einbauen.

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Endlich anerkannt

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Die Künstlernachlässe Mannheim präsentieren noch bis 4. Mai Kunstwerke von Edgar Schmandt. © Nancy Jäger

Die Parkour-Szene hat sich verändert, erzählt Tim. Früher galten Parkour-Läufer als Exoten, nun soll die Sportart unter dem Weltturnverband FIG 2024 sogar olympisch werden.

Viele kommen inzwischen über Instagram oder Youtube zu der Sportart, beeindruckt von den Sprüngen der Profis. Als Tim damit anfing, mussten seine Freunde und er sich vieles durch Ausprobieren aneignen.

„Heute kann ein 15-Jähriger die Sprünge viel schneller lernen, weil Input da ist von den Generationen davor.“

Auf Kopf und Körper hören. Parkour ist nicht gefährlicher als andere Sportarten. © Dennis Schlindwein

Wenn der Kopf „nein“ sagt

Wie gefährlich ist Parkour? „Das Verletzungsrisiko im Fußball ist höher.“ Kratzer und Prellungen gehören aber dazu, erklärt Tim und zeigt auf seine Schienbeine.

„Die meisten Verletzungen passieren, wenn der Kopf nein sagt.“ Er bringt seinen Teilnehmern deshalb bei, nur die Sachen zu wagen, auf die sie Lust haben.

„Es ist zwar wichtig, aus seiner Komfortzone rauszugehen und sich selbst zu pushen, allerdings nur im gesunden Maße.“ Dehnen vor und nach dem Training sei „das A und O“.

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Saltos lassen sich anstatt in Turnhallen auch in einem Sandkasten trainieren oder auf Rindenmulch. Tim hilft seinen Teilnehmern dabei, ihre Ziele in kleinere Übungen zu unterteilen.

Beim Parkour lerne man so, Hindernisse zu überwinden, die einem auf den ersten Blick zu extrem erscheinen, sagt Tim. „Das hilft einem auch für den Alltag.“

  • Tim Weickenmeier | Parkour Akademie

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