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Kaftans, Kultur, Kampf

Kaftans, Kultur, Kampf

Miray Caliskan
Asmaa Sbou beim Interview mit ILMA vor der Alten Feuerwache.

Asmaa Sbou ist eine auffällige Person – und das ist sie gerne. Große Ohrringe, eine gemusterte, dünne Jacke, über einem gemusterten weißen Shirt. Eine dicke, seilartige Kette. Und braune Locken, hochgebunden, fast schon tanzend im windigen Mannheim.

Asmaa liebt die Freiheit, besucht gerne Freunde im Ausland, „Locals“, also Einheimische, wie sie betont.  Mexiko, Costa Rica, Sudan, Mosambik, Namibia – „vor meinem 18. Lebensjahr bin ich bestimmt 14 Mal aufgrund meiner Familie umgezogen“, erzählt sie.

„Ich bin Kulturschaffende!“

Die 31-jährige Marokkanerin hat in Mannheim BWL studiert und ist heute nebenberuflich selbstständig. Seit etwa drei Jahren bringt sie mit ihrem Label Sboutiful die Mode junger afrikanischer Designer nach Deutschland.

Ist sie also Designer? „Ja aber auch nein. Ich bin Kulturschaffende“, sagt sie mit einem Lächeln.  Angefangen hat alles in Südafrika. Nach ihrem Studium arbeitete sie dort in einem Marketingunternehmen und gründete in dieser Zeit mit einer Freundin „CreeYate“ – ein Kulturprojekt, ein soziales Haus oder ein Kollektiv aus Musikern, Designern und Tänzern.

„Sie waren mit ihrer Herkunft und ihren Erfahrungen anders, haben sich aber gleichzeitig akzeptiert, respektiert und ausgetauscht.“ Und eben dieses Bewusstsein für Diversität im Alltag und der Gesellschaft, hat Asmaa mit ihrem Modelabel angenommen.

Bei Sboutiful gibt es afrikanische Designermode für Sie und Ihn. © Oliver Sigloch

Fair und nachhaltig

Asmaa arbeitet seit jeher mit einer Gruppe von schwarzen, afrikanischen Designern, die vor Ort arbeiten. Auch sie selbst designt ihre Mode und schneidert beispielsweise mit ihrer Mutter Kaftans aus marokkanischen Naturstoffen wie Hanf, Wolle und Seide.

„Mir ist es extrem wichtig, dass die Kleidung fair hergestellt wurde und nachhaltig ist.“ Eine Designerin zum Beispiel besitze in Afrika eine Gerberei, in der sie Leder mit pflanzlichen Mitteln färbt.

Und Asmaas Onkel, der in Marokko einen Ledershop besitzt, hat ihr geholfen, ihre Handtasche zu gestalten – hergestellt aus alten Teppichen, die nicht mehr gebraucht wurden.

Asmaa legt bei der Auswahl der Kollektionen viel Wert auf nachhaltige und faire Produktion. © Oliver Sigloch

„Sonst bin ich immer auf der Suche nach neuen kreativen afrikanischen Designern. Ich habe beispielsweise erst letztens eine togolesische Bloggerin und werdende Lehrerin über Instagram kennengelernt, die hier in Mannheim  lebt.“

Mit Sboutiful und weiteren Kreativen habe sie mit unter den Verein „Umoja!“ gegründet, welches sich mit Themen wie „strukturellen Rassismus in Kunst und Kulturbetrieben, Antirassismusarbeit, Empowerment und politische Bildungsarbeit“ auseinandersetzt.

Sboutiful bietet eine kleine, aber feine Auswahl bei Taschen, Schmuck und Kleidung. © Asmaa Sbou

Afrika als kreative Alternativszene

Wer also nach Unikaten aus der Kategorie Streetwear sucht, ist bei Sboutiful genau richtig. „Ich möchte, dass die Menschen begreifen, dass Afrika nicht nur der arme Kontinent, den man hierzulande gerne sehen will, ist, sondern eine unfassbar kreative Alternativszene besitzt.“

Mit Sboutiful wolle die 31-Jährigen vor allem Menschen afrikanischer Herkunft ansprechen. Sie sollen den Mut haben, sie selbst zu sein, sollen ihre Herkunft zu Afrika zurückerobern und mit ihrer Kleidung zeigen, dass sie „wunderschön und genau richtig sind“.

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Inhaberin und Goldschmiedin Michelle. © Vanessa Müller

„Wer bei mir einkauft, dem versuche ich auch klarzumachen, wieso die spezielle Kette mit dieser speziellen Hose getragen werden sollte. Welche Geschichte man damit erzählen möchte oder wieso das Outfit mit Haltung getragen werden sollte. Das schärft das Bewusstsein und ist ein Grund, warum ich keinen Online-Shop habe.“

Bunte Farben, Muster und am liebsten aus Naturstoffen. Dafür steht Sboutiful. © Oliver Sigloch

Durch und durch eine Kulturschaffende also, die auch Projekte wie „Mannheimer Erbe der Weltkulturen“ leitete oder im Mannheimer Künstlerhaus zeitraumexit freiberuflich arbeitete.

Im Jungen Nationaltheater ist sie heute Teil der intersektionalen Beratungsstelle. Und voraussichtlich 2020 wird in Mannheim, und parallel in Namibia, das Festival „Africa Rising“ stattfinden, das Asmaa gemeinsam mit Lehrern, Wissenschaftlern und Künstlern organisiert.

Auch auf dem Maifeld Derby war Sboutiful mit einem Stand vertreten. © Asmaa Sbou

Zwischen Mannheim und Berlin

Bisher verkaufte die 31-Jährige ihre Mode in zwei Stores, jeweils in Berlin und Mannheim. Ansonsten stellte sie ihre Marke auf Messen, in der Mannheimer Textilerei, bei Q6/Q7, einem Fahrradladen, einem Räumungsschlussverkauf eines anderen Designers, bei einem Friseur oder zuletzt an einem Stand auf dem Maifeld Derby zur Schau. Sboutiful sieht sie trotz aller Leidenschaft als Nebenberuf an.

In der Zukunft möchte sie eine Kultureinrichtung gründen, in der Themen aus Politik, Tanz, Theater, Kunst und Musik behandelt werden. „Für People of Colour und Menschen afrikanischer Herkunft soll eine Bühne geschaffen werden, auf der sie ihre Kunst Ausdruck verleihen können – ohne die Hindernisse von strukturellen Rassismus.“

Aber erst mal: „Sommerpause!“ Diese Zeit benötige sie, um sich die neuen Kollektionen der Designer anzusehen und die Stücke für Sboutiful auszuwählen.

  • Sboutiful

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