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Anstrengend, ästhetisch, außergewöhnlich

Anstrengend, ästhetisch, außergewöhnlich

Stefanie Maier
Studiobesitzerin Miriam mit ihrem Hund Buddy.

Wer glaubt, dass Poledance bloß laszives Geturne an einer Stange ist, hat sich bitter getäuscht. Und das weiß Miriam Saroos, Inhaberin von Pole and Move, vermutlich am besten.

Sie empfängt uns gemeinsam mit Buddy, ihrem Hund und kleinen Star des Sportstudios im Jungbusch, in dem die Mischung aus Kraft, Tanz und Ästhetik für die Mannheimer unterrichtet wird.

Das kann es noch nicht sein

Sportlich war Miriam schon immer. Mit 19 macht sie den Schein zur Fitnesstrainerin neben ihrem BWL-Studium mit Schwerpunkt Sportmanagement. Knapp 15 Jahre später arbeitet sie im IT-Management; ein sicherer Job mit Leitungsfunktion und gutem Gehalt. „Aber ich hatte immer das Gefühl ,Das kann es noch nicht sein‘“, erzählt sie.

Bei einem sechswöchigen Sabbatical im Jahr 2013 will sie nachdenken, überlegen, wie es weitergeht. Eine Freundin nimmt sie in dieser Zeit mit zu einem Poledance-Workshop – und Miriam hat gleich das Gefühl, dass es passt.

Statt einer Weltreise entscheidet sie sich dafür, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Leicht war der Weg zum eigenen Studio für die Betriebswirtin trotzdem nicht.

Steffi (links) bekommt von Studio-Leiterin Miriam Tipps, wie sie sich in Position bringt. © Julia Wadle

Vorurteile bei Location-Suche

„Wir sind bei der Suche nach einer Location an Vorurteile gestoßen. Uns wurde vorgeworfen, wir würden einen Table Dance Laden aufmachen“, berichtet sie. Doch das Durchhalten hat sich gelohnt.

Inzwischen betreibt die Mannheimerin drei Studios: In der Beilstraße, der Hafenstraße und in Ketsch. Auch wenn sie inzwischen mehr in administrativer Funktion arbeitet und einen festen Stamm an Trainerinnen hat – die Begeisterung für den Sport ist immer geblieben. Und so sollen auch die Studios mit ihr altern und mit weiteren Kursen ergänzt werden.

„Wenn ich dann mal alt bin, bieten wir einfach Seniorenkurse an“, sagt sie scherzend. Derzeit sind ihre Kundinnen meist zwischen Mitte 20 und Mitte 30 und weiblich. Vereinzelt würden sich auch Männer und Frauen um 50 Jahre teilnehmen.

Beim Pole gibt es zahlreiche Tipps und Tricks. Blaue Flecken bleiben trotzdem nicht aus. © Julia Wadle

Diverse Kursangebote

Neben Polefit bietet Miriam in ihren Studios auch „Jumping Fitness“ auf Trampolinen an sowie „Aerial Hoop“, bei dem man an einem Reifen in der Luft turnt. „Es ist eine andere Art von Schmerz beim Muskelkater“, meint die Besitzerin mit einem Augenzwinkern. „Insgesamt wollen wir mit unserem Angebot trendig bleiben. Mir ist es wichtig, dass wir Kurse anbieten, die es nicht im klassischen Fitnessstudio gibt.“

Erhalten bleiben soll dabei auch der intime Rahmen der Kurse: Maximal sieben Kursteilnehmerinnen trainieren gleichzeitig im Studio an der Hafenstraße – so viele Stangen gibt es dort.

Das Selbstexperiment

Schon länger hat es mich gereizt, einmal Poledance auszuprobieren, doch den Mut hatte ich nie dazu. Daher kam unsere Ausgabe gerade Recht, um in dieser Sportart endlich eine erste Erfahrung zu sammeln.

Bauchmuskeln von Vorteil

Ich bin sehr gespannt und freue mich auf das Probetraining – bis ich das Studio in der Hafenstraße betrete und auf die sieben im Raum angeordneten Stangen blicke. Die ersten Zweifel kommen. Zwar bin ich es gewohnt an der Stange Übungen zu machen, nur sind im Ballett die Stangen waagerecht und nicht, wie hier, senkrecht.

Miriam begrüßt uns freundlich und fängt gleich mit einem leichten Aufwärmen an. Zum Glück erst einmal ohne Stange. Nach ein paar weiteren Dehnübungen, heißt es aber: Ran an die Stange.  An der Static Pole machen wir leichte Kraftübungen, die Griffkraft wird getestet und ja, Bauchmuskeln sind beim Poledance äußerst von Vorteil. Hochziehen, Beine vom Boden heben, ausstrecken. Ich komme langsam ins Schwitzen.

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Ganz so leicht wie es aussieht ist es nicht, sein Körpergewicht mit seinem Arm und der Kraft der Oberschenkel zu halten. © Julia Wadle

Den Dreh raus an der „Spinning Pole“

Mit einem Klick lösen wir die Stange in eine Spinning Pole und Miriam erklärt die ersten Schritte der Choreographie. Es ist tänzerisch, das liegt mir und der Spaßfaktor steigt. Als sie das erste Mal um die Stange gleitet, frage ich mich, wie ich das denn bitte hinbekommen soll, doch nach ein paar Tipps und Durchgängen, schaffe ich meinen ersten Spin und bin überaus glücklich.

Wir wiederholen die Choreographie ein paar Mal und ich bin hoch konzentriert. Auf die richtige Schrittfolge um die Stange, die Armbewegungen, immer voller Aufregung auf den nächsten Spin, doch ich bekomme langsam den Dreh raus. Gerade als ich mich am Ziel erwäge, will Miriam mir noch Figuren an der Stange zeigen.

Die einfachen Positionen klappen nach ein wenig Übung. © Julia Wadle

Fordernder Sport

Es sieht einfach und elegant aus, doch ich komme mir dabei eher vor, als hätte ich viel zu lange Körperteile. Plötzlich ist alles da, wo es hin soll und ich halte die Figur. Wie ich da hingekommen bin? Keine Ahnung.

Konzentriert höre ich Miriam zu, setze ihre Tipps um und habe richtig viel Spaß. Ich schwitze, mir tun die Hände weh, auch die Knie und Füße sind langsam etwas aufgeschreppt. Mit „einfach nur“ sexy um die Stange tanzen, hat Poledance nichts zu tun.

Es ist ein sehr fordernder Sport. Körperspannung, Konzentration, Kraft und tänzerische Elemente werden hier vereint und ergeben ein anstrengendes Training.

Das merke ich auch beim Aufwachen den Morgen danach, als der Muskelkater mich nur schwer aufstehen lässt. Ich lasse das Training Revue passieren und finde, dass ich mich für das erste Mal nicht schlecht geschlagen habe. Und hatte nach anfänglichen Zweifeln richtig Spaß!

  • POLE & MOVE (Update Dezember 2019)

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